Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

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Rückblick auf die Spätsommer-Blüten-Reise
in die britischen Midlands
vom 15. bis 20. September 2016

Im September 2016 veranstaltete die DDFGG, in Zusammenarbeit mit Gartenreisen Magnolia, für alle interessierte Garten- und Pflanzenliebhaber eine Gartenreise ins grüne Herz Englands.
Um es vorweg zu nehmen: Wer nicht mitgereist ist, hat etwas verpasst.
Es war eine wunderschöne Gartenreise, bei der alles passte. Von der Auswahl der Gärten über die Hotels, die Harmonie unter den Reisenden und nicht zuletzt das Wetter, was ja bekanntlich "die halbe Miete" ist.

Dahlien im Senkgarten von "Harlow Carr Park"

'Harlow Carr Park'
Die Reise startete in Duisburg am Bahnhof mit einem kleineren Bus für 20 Personen und einem Anhänger für das Gepäck.
Die Fahrt ging zunächst nach Rotterdam zur Fähre nach Kingston upon Hull.
Nach einer ruhigen Überfahrt steuerten wir gleich unseren ersten Park an, den "Harlow Carr Park" bei Harrogate.
Ein sehr großer Park mit verschiedenen Gartenteilen, die jetzt im Spätsommer auch noch alle gut gepflegt waren.
Beeindruckend der Blick auf die lange Staudenrabatte mit vielen hohen Gräsern. Das Fuchsienbeet sah auch gut aus, war aber leider avbgesperrt wegen angrenzender Bauarbeiten.
Dahlien gab es nur wenige. Dafür einen wunderbaren 'Betty's Tearoom', der uns mit köstlichen Sandwiches und Kuchen verwöhnte.

Dahlien in Kombination mit Stauden (Newby Hall & Garden)

'Newby Hall & Garden'
So gestärkt ging die Fahrt weiter zum Tages-Highlight:
'Newby Hall & Garden'.
Dort begrüßte uns der Geschäftsführer und reichte uns gleich an den Obergärtner weiter, der uns durch verschiedene Parkteile führte.
Als erstes wurde uns die Dahlienbeete gezeigt, zwei ca. 25 m lange Beete mit Dahlien in 45 Sorten bepflanzt. Farblich gut abgestimmt, wurden immer ca. 15 Pflanzen einer Sorte zusammen gepflanzt. Da Platz zum Überwintern der Knollen fehlt, werden nur ein paar Knollen bewahrt, von denen dann ab Februar Stecklinge produziert werden.
Diese Pflanzen werden auch in die lange Staudenrabatte eingestreut, die wir danach bewundern konnten. Eine sogenannte Doppelrabatte, d.h. die Bepflanzung spiegelt sich in der gegenüberliegenden Rabatte.
Noch spezieller und schöner war die Kombination von Dahlien mit verschiedenen Ziersalbei und anderen Stauden und Gehölzen im von Mauern und Hecken umgebenen Herbstgarten.
'Newby Hall & Garden' verfügt über eine Salvia-Sammlung von ca. 40 Sorten!
In einem anderen, vor allem mit Kräutern und Sommerblumen bepflanzten Gartenraum zeigte mir der Gärtner eine besondere Pflanze und freute sich sehr, als ich sie sofort als Dahlia merckii erkannte.





'Harrogate Flower Show'
Am nächsten Tag stand zuerst die Harrogate Flower Show
auf dem Programm.
Für den Norden Englands ist es die größte Gartenmesse.
Was wir hier zu sehen bekamen, überwältigte alle.
Angefangen bei den perfekt geformten Dahlienblüten von Pompon mit 5,2 cm Ø bis zu den Riesenblütigen Dahlien von beinahe 30 cm Ø. Dann die Fuchsien in voller Blüte, ganz gleichmäßig besetzt, Gladiolenstängel, so ebenmäßig wie selten in schillernden Farben. Weiter gab es Ritterspornblüten, Nelken, Chrysanthemen, Bonsai in vielen Varianten und noch vieles mehr.
Eben alles, was um diese Jahreszeit an blühendem für Schauzwecke zur Verfügung stand.
Noch mehr zum Staunen brachten uns jedoch die Gemüseausstellungen. Riesenkürbis, Riesenkohl, Riesenporree, Riesenzwiebeln, alles in schönster Manier ausgestellt auf schwarzem Untergrund, was die Wirkung noch verstärkte.
Neben der Ausstellung gab es Pflanzen zu kaufen, Gartengeräte und Produkte der Region. Es herrschte reger Betrieb, Jung und Alt war vertreten, einfach toll, zu sehen, wie sehr diese Ausstellung Beachtung fand.



'Golden Acre Park'
Nach diesem Trubel waren wir dann doch auch froh, als es weiter ging in den "Golden Acre Park".
In diesem Park unterhält die NDS (National Dahlia Society) ihre zweite Anpflanzung zur Dahlienprüfung. Die verschiedensten neuen Dahliensorten, fast alle aus englischer Zucht, werden hier getestet. Unter anderem auf Gartenwürdigkeit. Daher werden bei manchen Sorten die Seitentriebe nicht ausgebrochen.
Soll die Sorte auch für Wettbewerbe Verwendung finden, werden die Seitentriebe ausgebrochen, so dass eine große Blüte entsteht.
Über die Bewertung in England haben wir schon früher berichtet (2006/7).
Der Park selbst ist ein Naherholungsgebiet für die Bevölkerung und der Zugang kostenlos.
Entsprechend fehlte die Beschilderung der anderen Pflanzen. Doch konnte man die ein oder andere Entdeckung machen, so. z.B. zwei schöne Dahlia imperialis in großen Töpfen und eine Dahlia merckii, ausgepflanzt unter großen Strauchrosen.
Ein kleines Schild bei einer D. imperialis zeigte die Herkunft der Pflanzen an, nämlich den Botanischen Garten in Kopenhagen. Es stand "Hjerting" auf dem Schild vermerkt.
Aufmerksame Leser werden sich erinnern, dass wir 2007 Gäste aus Dänemark hatten und diese Gäste (Hansen und Hjerting) die Christian-Deegen-Medaille der Stadt Bad Köstritz erhielten.
So schließt sich ein Kreis.

'Trentham Gardens'
Der dritte Tag unserer Reise begann mit einer langen Busfahrt zu den "Trentham Gardens".
Eine Gegend unterhalb von Manchester, die nach Beendigung der Kohleförderung sich dem Strukturwandel stellen muss.
Dazu wurde ein alter Park, dessen Ursprung noch aus dem 15. Jahrhundert stammt, mit Gebäuden aus dem 18. und 19. Jahrhundert, von einer Stiftung gekauft und als Ausflugsziel und Arbeitsplatzangebot für die Bevölkerung ausgebaut. Dem Park vorgelagert ist eine ansprechende Einkaufsmeile, viele kleine Geschäfte und Cafés laden zum Bummeln ein. Ein riesiges Gartencenter ergänzt das Angebot.
Der Park ist mein persönliches Highlight der Reise.
Ein mehr als 120 Hektar großes Areal, welches als Zentrum einen großen See hat, umgeben von einem großen Waldgebiet.
Ein ca. 10 Hektar großes Gelände, angrenzend an die historischen Gebäude, ist zum Teil nach alten Vorbildern gestaltet. Ein großer Teil ist jedoch nach modernen Gestaltungsideen des berühmten Gartenplaners und Chelsea-Flower-Show Gewinners Piet Oudolf aus den Niederlanden gestaltet.
Am Haupteingang fängt es ganz harmlos an mit den Flüssen aus Gras. Dann geht es weiter in das sogenannte Blumenlabyrinth, welches auch von Piet Oudolf geplant wurde, ein paar Jahre später.
Dort wetteifern die Gräser und die herbstblühenden Stauden, wie z.B. Eupatorium, Aster frikartii 'Mönch', Kalimeris und Rudbeckia 'Goldsturm' gemeinsam um die Gunst der Besucher.
Trentham-Gardens - Tom Sturat Smith geplanter Gartenbereich Kaum übertreffend, eher auf gleicher Höhe angesiedelt, war die Bepflanzung des Italienischen Gartens.
Nach alten Unterlagen wurde das Grundmuster mit Buchsbaumhecken und Taxussäulen angelegt und dann mit Stauden nach modernen Gestaltungsideen des berühmten englischen Gartenplaners und auch Chelsea-Flower-Show Gewinners Tom Stuart-Smith bepflanzt.
Man muss es gesehen haben, wie auch hier die Gräser mit Phlomis-Samenständen, Aster und Rudbeckia ein harmonisches Gartenbild in einem alten Muster abgeben.
80.000 Stauden in mehr als 400 Sorten sind in 70 Beeten verarbeitet worden. Sehr beeindruckend!
Doch der Park bietet für den Besucher noch viel mehr, z.B. ein Rosenrabatte mit vorwiegend David-Austin-Rosen, eine Sommerblumenwiese mit einem großen Sequoiadendron giganteum als Mittelpunkt, kleine Restaurants mit Cream-Tee im Angebo. Wir hätten leicht den Tag dort verbringen können.



'Biddulph Grange Garden'
Doch unsere Reise ging weiter zu einem anderen alten Park und Herrenhaus, der jetzt dem National Trust gehört.
Nicht direkt Kontrastprogramm, aber doch ganz anders in seiner Anmutung. Kleinteiliger und dadurch immer wieder überraschend bei der Durchwanderung.
Zuerst haben mich die riesigen, uralten Araucaria araucana beeindruckt.
Wohl noch aus dem 19. Jahrhundert stammend, sicher 30 m hoch, wirken sie wie uralte Relikte aus einer anderen Zeit.
Die Wege führten dann weiter durch den Ägyptischen Garten mit pyramidal geschnittenen Eiben. Weiter zum Felsengarten und zum Baumstumpfgarten, der mit Farnen und Pulmonaria bewachsen recht exotisch wirkte.
Dann endlich entdeckte ich den Dahliengarten.
Hinter alten Eibenhecken versteckt, waren die Dahlien terrassenförmig angepflanzt. Immer eine Sorte bildete eine Reihe, ordentlich angebunden, aber insgesamt doch schon am Ende ihrer Hochzeit.
Für die Freunde der Blumenfotografie aber immer noch ein lohnendes Ziel.

Die Reisegruppe in der Morgensonne

'Arley Hall & Garden'
Am nächsten Tag, dem letzten Tag unseres Englandaufenthaltes, sollten wir in einem privaten Park von seiner Lordschaft persönlich begrüßt werden.
Zuerst jedoch begrüßte uns eine nach barockem Vorbild geschnittene Lindenallee. Den schönen Platz nutzen wir erst mal für das obligatorische Gruppenfoto.
Im Innenhof der Wirtschaftgebäude dann begrüßte uns der Lord persönlich. Die Familie seiner Frau besitzt das Anwesen schon über 500 Jahre und weil der Name der Familie weiter vererbt wird, bleibt er auch weiterhin erhalten, denn es gibt inzwischen schon sechs Enkelkinder!

Der Garten ist auch berühmt für seine lange Doppelrabatte, die ähnlich der von Newby Hall gestaltet war, auch mit Dahlien als Dauerblüher dazwischen gepflanzt.
Besonders eindrucksvoll waren in diesem Park die großen Bäume: alte Eichen, Zedern, ein Taschentuchbaum, der im Frühling wunderschön aussehen muss und Quercus ilex, die immergrüne Eiche. Dort geschnitten zu riesigen Zylindern, insgesamt 14 Stück, die eine außergewöhnliche Allee bildeten.
Stärken konnten wir uns dort in einem wunderschönen Tearoom, in den alten Stallungen liebevoll eingerichtet.



'Stationhouse Nurseries / Euro Dahlia'
Diese Gärtnerei bildete einen würdigen Abschluss unseres Englandaufenthaltes.
Endlich gab es Dahlien in Hülle und Fülle zu sehen. Zuerst in einem kleineren Folientunnel nur Pompon-Dahlien.
Diese sind einen Spezialität dieser Gärtnerei, auch Züchtung findet für diese Dahlienklasse statt.
Unsere Herzen gingen jedoch erst recht auf, als wir den Schaugarten der Firma sahen. Dahlien aller Klassen waren vertreten, alles sehr gesund und in voller Blüte. Dahlien bilden etwa 25% des Umsatzes dieser Gärtnerei.
Es werden jedoch keine Knollen produziert, sondern sie behalten die Knollen der Schaupflanzen als Mutterpflanzen, von denen dann ab Februar Stecklinge genommen werden, direkt in 12er Multiplatten in Vermehrungssubstrat gesteckt und ab April an die Kunden direkt verschickt werden mit diesen Platten.
Auch auf das Europäische Festland werden diese Pflanzen verschickt, innerhalb von drei Tagen sind sie beim Kunden.
Sie haben nur gute Erfahrungen mit diesem Versand gemacht.
Sollte eine Sorte nicht gute Knollen produzieren, so wird sie bis zu fünf Jahren durchkultiviert.
Also mit Belichtung und entsprechender Temperatur auch den Winter über im Wachstum gehalten, bis sie dann nach einigen Jahren gute Knollen liefert, von denen dann Stecklinge genommen werden können.
Bei den Pompon-Sorten gibt es einige Kandidaten, beispielsweise die Ronda-Sorten. Dementsprechend teuer sind dann auch die Pflanzen.
Doch für die Wettbewerbe, wie die der Harrogate-Flower-Show wird diese Sorte unbedingt gebraucht.

"Striped Vulcan"

'CNB – Dahlienschaugarten', Lisse
Nach der Rückfahrt mit der Fähre nach Holland war unsere Reise aber noch nicht zu Ende.
Die Reise führte uns an der Küste entlang nach Lisse zum bekannten CNB-Dahlienschaugarten.
Wir haben schon früher darüber berichtet. Doch wer den Garten noch nicht kannte, war überwältig.
Bei strahlendem Sonnenschein leuchteten uns Dahlien in 557 Sorten entgegen!
Wie seit einigen Jahren immer wieder gesehen, war auch diesmal der Garten super gepflegt, die Dahlien gut ernährt und gesund, trotz der schwierigen Wetterverhältnisse in diesem Jahr.
Das Sortiment umfasst das gängige Sortiment, was in Gartencentern an zu treffen ist, aber auch gibt es in diesem Jahr einen großen Anteil neuer Sorten aus niederländischer und belgischer Zucht.
Dieser Schaugarten ist jedes Jahr eine Reise wert!

Wunderschön! Dahlien mit Stauden im Garten Verheggen

'Tuin Verheggen', Lottum
Sozusagen den krönende Abschluss unserer gesamten Spätsommer-Blüten-Reise bildete der Besuch des Gartens des Ehepaars Verheggen in Lottum, NL.
"So stelle ich mit die Kombination von Stauden und Dahlien vor!" war der allgemeine Tenor nach Betreten des Gartens.
Zunächst jedoch erzählte uns Nel Verheggen die Geschichte des Gartens, wie aus einem Familiengarten mit Kleintieren nach und nach ein Garten nach englischem Vorbild wurde.
Das heißt, die Staudenkombinationen sind inspiriert von Englandreisen, die das Ehepaar früher oft unternommen hat.
Da Lottum das Rosendorf der Niederlande ist, mehr als 2 Millionen Rosen werden dort für den Handel produziert, sollten auch Rosen in dem Garten Verwendung finden.
Doch der Boden ist zu sandig für Rosen und so kamen nach und nach die Dahlien in diesem Garten zum Einsatz.
Inzwischen hat das Ehepaar Verheggen die Kombination von Dahlien und Stauden so perfektioniert, dass sie die Aufmerksamkeit von vielen Gartenzeitungen auch des Auslands gewonnen haben. Auch ihre Tage der offenen Gartenpforte sind ausgebucht und viele Gruppen mit Gartenfreunden finden den Weg in diesen wunderschönen Garten.
Ein Tipp von Theej Verheggen: Die Dahlien in größeren Töpfen vorkultivieren,bis sie etwa 40 cm groß sind. Dann erst an Ort und Stelle im Garten pflanzen. So haben sie einen besseren Stand den Stauden gegenüber und auch die Schnecken haben nicht mehr solche Zerstörungskraft.



Bilder: Bettina Verbeek
Text: Bettina Verbeek