Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

Arten

Entstehung und Verbreitung der Gattung Fuchsia

Die Urfuchsie entstand vor mindestens 41 Millionen Jahren irgendwo auf den damals noch zusammen hängenden Kontinenten von Südamerika, Antarktika und Australien. Von dort verbreitete sie sich bis Mittelamerika und über Australien nach Neuseeland und in den pazifischen Raum. Damit ist im Wesentlichen auch bereits der Ausbreitungsraum der 107 Arten der Gattung Fuchsia beschrieben.

DNA-Untersuchungen von Paul E. Berry, die dieser zusammen mit William J. Hahn, Kenneth J. Sytsma, Jocelyn C. Hall und Austin Mast an 32 Arten und einigen Arten verwandter Gattungen durchgeführt und in der Ausgabe April 2004 des American Journal of Botany (S. 601 ff.) veröffentlicht hat, zeigen die Entwicklungsgeschichte der Fuchsien.

Fuchsien-Stammbaum P. Berry et al. 2004

Die Abbildung entstammt ebenfalls diesem Artikel und zeigt links die Trennung der Gattungen Hauya und Circaea vor minimal 52 Millionen Jahren ( Knoten A / die Länge der Linien entspricht der entwicklungsgeschichtlichen Dauer; von der linken bis zur rechten Bildkante sind es genau diese 52 Millionen Jahre) und die der Gattungen Fuchsia und Circaea vor mindestens 41 Millionen Jahren (Knoten B).
Gemäß den Ergebnissen der Analyse (alle Daten geben das minimale Alter an), begann die anfängliche Diversifikation der Fuchsie vor ungefähr 31 Millionen Jahren (Knoten C).
Die südpazifische Linie trennte sich vor ungefähr 30 Millionen Jahren ab, was mit den bekannten Fuchsien-Fossildaten aus Australien und Neuseeland übereinstimmt, die 25 - 30 Millionen Jahre zurückgehen. Die Spaltung zwischen den karibischen Fuchsien (vertreten durch F. triphylla) und den viel artenreicheren Sektionen der Anden erfolgte vor ungefähr 25 Millionen Jahren (Knoten D).
Es scheint, dass mindestens eine anfängliche Diversifikation der großen Anden-Sektionen vor mehr als 22 Millionen Jahren erfolgte (Knoten E).
Die Abtrennung der neuseeländischen Procumbentes von der südpazifischen Sektion Skinnera erfolgte vor 18 Millionen Jahren (Knoten F).
Zwei andere wichtige Daten sind die Knoten G und H. Der erste stellt die Trennung zwischen den Arten der südlichen Anden (F. lycioides und F. magellanica) und den brasilianischen Mitgliedern der Sektion Quelusia vor ungefähr 13 Millionen Jahren dar. Der Zweite, vor gerade einmal 8 Millionen Jahren, stellt die Trennung zwischen den Arten von Neuseeland (Skinnera) und dem Vorfahren des Tahitianers F. cyrtandroides dar.

Aufgrund der Arbeitsergebnissen ist es unklar, wo die Gattung Fuchsia entstand; aber da die Gattung Circaea die engste Verwandte der Fuchsia und die mittelamerikanische Hauya eine Schwester-Gruppe zu Circaea + Fuchsie sind, scheint es wahrscheinlich, dass die Gattung im nördlichen Südamerika oder sogar im südlichen Nordamerika oder Mesoamerika, aber nicht im südlichen Südamerika, wie früher angenommen entstand.

Die Ergebnisse bestätigen, dass es eine einzelne südpazifische Abstammung (zwei Abteilungen, vier Arten), sowie eine getrennte Abstammung im südlichen Südamerika, bzw. im südlichen Brasilien (zwei Abteilungen, 10 Arten) gibt. Die Untersuchung zeigt auch, dass es mit großer Wahrscheinlichkeit eine einzelne Anden-Urfuchsie gab, aus der die Sektionen Fuchsia, Hemsleyella und Pachyrrhiza (insgesamt 80 Arten, einschließlich zwei auf der karibischen Insel von Hispaniola), sowie die davon getrennte monotypische Sektion Verrucosa entstanden sind.

Zuletzt gab es entweder eine einzelne Entwicklungsabstammung, die sich in Mexiko und Mittelamerika entwickelte, aus der die modernen Sektionen Encliandra, Jimenezia, Schufia und Ellobium entstanden sind, oder andernfalls sich dort zwei getrennte Abstammungen entwickelt haben, eine aus der die Sektion Ellobium (drei Arten) entstand und eine zweite, aus der die anderen drei Sektionen (neun Arten) entstanden sind. Seit Paul E. Berrys Untersuchung werden die 107 Arten der Gattung Fuchsia in 12 Sektionen unterteilt.

Verbreitungsgebiete in Mittelamerika

Heimat der Sektion Ellobium mit ihren drei Arten und einer Naturhybride ist Zentralamerika von Mexiko bis Costa Rica in Höhenlagen zwischen 1.450 und 3.400 m.
Die Sektion Encliandra (6 Arten und eine Naturhybride) mit ihren typischen kleinen Blüten ist ebenfalls in Zentralamerika beheimatet und bildet bis zu vier Meter hohe Büsche.
Die zwei Arten der Sektion Schufia bilden aufrechte, holzige Büsche oder kleine Bäume und zeigen mit ihren vielen kleinen, aufrecht stehenden Blüten ein typisches Aussehen. Ihre Heimat liegt in Mittelamerika.
Die Sektion Jimenezia umfasst nur eine Art, die F. jimenezii, die in Panama und Costa Rica in feuchten Regenwäldern wächst.
Die umfangreichste Sektion ist die Sektion Fuchsia mit 64 Arten, deren Heimat in den nördlichen Anden und auf Hispaniola zu finden ist: Die meisten Arten wachsen im Regenwald in höheren, kühlen und feuchten Lagen mit starken klimatischen Schwankungen.
Verbreitungsgebiete in Südlamerika 15 Arten umfasst die Sektion Hemsleyella, die ebenfalls in den tropischen nördlichen Anden beheimatet sind. Sie haben oft Knollen oder verdickte Stämme und Wurzeln.

Eine weitere Sektion umfasst nur eine Art: Pachyrrhiza mit F. pachyrrhiza, beheimatet in den peruanischen Anden, bildet unterirdische Knollen. Auf Grund der oben angesprochenen Untersuchungen von Paul Berry musste die F. verrucosa aus ihrer bisherigen Sektion Fuchsia entnommen werden. Sie bildet nun die monotypische Sektion Verrucosa und ist in Kolumbien und Venezuela beheimatet. Auch die Sektion Kirschlegeria umfasst nur eine Art, F. lycioides, die in einem Küstenstreifen Zentral-Chiles beheimatet ist. Acht der neun Arten der Sektion Quelusia sind im Osten Brasiliens anzutreffen, ihr bekanntester Vertreter, die F. magellanica, jedoch in den südlichen Anden.

Verbreitungsgebiete in SüdlamerikaDie Sektion Procumbentes umfasst nur eine Art. Heimat der niederliegende Büsche bildenden F. procumbens ist die nördliche Insel Neuseelands.
Mit nur drei Arten und einer Naturhybride ist auch Skinnera eine kleine Sektion. Diese Arten sind in Neuseeland und auf Tahiti zu finden.

Text: Manfried Kleinau