Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

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Mönchspfeffer - Keuschbaum
Vitex agnus-castus

Vitex agnus-castus

Die Gattung Vitex gehört mit ihren 204 anerkannten Arten innerhalb der Ordnung der Lippenblütlerartigen (Lamiales) zur Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).
(Plants of the world 2017) Die Ursprungsgebiete des Mönchspfeffers liegen in einem breiten Gürtel mediterranen Klimas rund um das Mittelmeer, Frankreich, kleinen Teile der Arabischen Halbinsel, Vorderasien, Teilgebieten um das Schwarze- und das Kaspische Meer herum, über Afghanistan und Pakistan bis zur Indischen Grenze. Inzwischen hat die Pflanze sich auch in einigen Staaten Mittel- und Südamerikas ausgebreitet.
Lange Zeit war der Mönchspfeffer in Vergessenheit geraten und nur für „Insider“ ein Begriff.
Vor allem in Verbindung mit der Heilpflanzenkunde und seiner „Bienenfreundlichkeit“ rückt er in jüngster Vergangenheit wieder in den Vordergrund. Der sommergrüne, in allen Pflanzenteilen behaarte würzige Mönchspfeffer erlebt durch die Diskussion um insektenfreundliche Gehölze und Stauden eine regelrechte Renaissance.
Er wächst strauchartig, verholzend, kann im Laufe der Jahre 3 bis 4m hoch werden und eine ebensolche Breite erreichen. Sowohl in der Breite, als auch in der Höhe lässt sich Vitex agnus-castus durch Schnittmaßnamen auf ein handlicheres Format begrenzen.
Der Austrieb im Frühjahr erfolgt relativ spät und unspektakulär. Das fingrige, kurzgestielte, wechselständig an den kantigen Zweigen erscheinende Laub ähnelt dem von Hanfpflanzen, die Knospen und Blüten lassen vor allem an Schmetterlingsflieder (Buddleja) denken. Die Blütezeit beginnt im Juli/ August (je nach Region bzw. Klimazone) und kann sich bis in den Oktober ziehen. In dieser Zeit ist der Mönchspfeffer ein wahrer Bienenmagnet.
Der seit Jahrhunderten als Heilpflanze genutzte Mönchspfeffer Vitex agnus-castus (latein: agnus = Lamm, castus=keusch) beeinflusst das Hormonsystem und trägt von alters her auch einige weitere bezeichnende Namen: Keuschbaum oder Keuschlamm oder „Liebfrauenbettstroh“ und gilt als Symbol für sexuelle Enthaltsamkeit. Die Samenkörner haben einen scharfen Geschmack und wurden den Mönchen unter das Essen gemischt, um den Sexualtrieb zu unterdrücken. Auch heute wird der Mönchspfeffer in der Naturmedizin als Heilpflanze genutzt, meist als verarbeitetes Präparat. Anwendungsgebiete sind u.a. Potenzstörungen und Frauenleiden wie Zyklusstörungen, PMS, klimakterische Beschwerden aber auch Stauungen des Milchflusses und unerfüllter Kinderwunsch.
In unseren Breitengraden ist die Pflanze in geschützten Lagen (Weinbauklima, Flusstäler etc.) bedingt winterhart. Er eignet sich gut als Kübelpflanze, so dass er auch in weniger begünstigte Lagen kultiviert werden kann.


Weitere interessante Informationen und Quellen finden Sie hier:
Lamiaceae - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Vitex - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Vitex agnus-castus - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Mönchspfeffer - wikipedia


Kultur und Pflegepraxis

Standort und Düngung
Der Mönchspfeffer bevorzugt einen geschützten und vollsonnigen Standort.
Vitex agnus-castus kann kurzfristig mit Trockenheit zurechtkommen, allerdings zieht er einen leicht humosen, durchlässigen Boden und gleichmäßige Feuchtigkeit vor. Der Kübel sollte natürlich eine Drainage haben, denn Staunässe ist auch für diese Art schädlich.
Im Laufe der Jahre sollte das Pflanzgefäß mit der Größe und dem Habitus des Strauches „mitwachsen“. Durch regelmäßigen - und vor allem gleichmäßigen - Rückschnitt ist es auch möglich, die Pflanze über einige Jahre in einem kleineren Kübel zu belassen, allerdings ist dafür ein gutes Auge und eine ruhige Hand beim Rückschnitt notwendig. Jede Aktion führt zu einer Reaktion, je stärker der Rückschnitt - bei Gehölzen insgesamt - in den Aufbau eingreift, desto stärker ist der Neuaustrieb.
Der Schnitt sollte möglichst im Frühjahr erfolgen und die Krone gleichmäßig gestutzt werden. Jeder Trieb sollte – nur um ein Minimum – eingekürzt werden.
Der Mönchspfeffer gehört zu den Schwachzehrern, er hat weder eine exorbitanten Wuchs noch einen überdurchschnittlichen Blütenflor, daher sind regelmäßige Düngergaben nicht notwendig.
Wenn die Pflanze über Jahre im selben Topf steht und kaum frische Erde mit Nährstoffen erhält, ist eine einmalige Nährstoffgabe zum Start in die Saison in Form von Hornspänen und Gesteinsmehl sinnvoll, bei Bedarf kann im Laufe der Saison mit einem ausgeglichenen Flüssigdünger nachdüngt werden. Eine andere Möglichkeit ist es, die Pflanze im Frühjahr aus dem Topf zu nehmen, leicht abzuballieren und mit frischem Humus und geeignetem sehr langsam fließendem Dünger wieder in den Topf einzupflanzen.

Krankheiten und Schädlinge
Im Normalfall sind keine besonderen Schädlinge oder Krankheiten bekannt. Je nach Witterung ist ein Befall mit Läusen oder auch Blattpilzkrankheiten möglich, dieser führt aber in der Regel zu keinen nachhaltigen Schäden.

Überwinterung und Schnitt
Zur Überwinterung im Kübel kann die Pflanze an einen frostfreien Platz gestellt werden. Da der Mönchspfeffer im Herbst das Laub abwirft, ist die Unterbringung auch in einer Garage oder einem kalten Keller möglich.
Der Wasserbedarf ist über Winter ohne Laub schwach, deshalb sind die Wassergaben stark zu reduzieren, der Wurzelballen sollte aber nicht austrocknen.
Bei leichten Minusgraden kann die Pflanze auch an einem geschützten Ort im Freien überwintern. Dann ist darauf zu achten, dass der Topf keinen unmittelbaren Bodenkontakt hat (z.B. durch Styropor etc.) und evtl. etwas eingepackt wird. Falls es dann doch längere Frostperioden mit starkem Frost gibt, sollte die Möglichkeit bestehen, die Pflanze für diese Periode einzuräumen. Aber auch wenn die Pflanze bei starkem Frost „zurückfriert“, ist eine Neuaustrieb aus dem Boden möglich, wenn die Wurzeln keinen Schaden genommen haben.

Galerie



Bilder: M. Alter, Melanie Schellack
Text: M. Alter, H. Wegner
Juli 2021