Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

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Weihnachtsstern - Poinsettie
Euphorbia pulcherrima

Euphorbia pulcherrima

Die Gattung Euphorbia gehört innerhalb der Ordnung der Malpighienartigen (Malpighiales) mit 1984 Arten zur Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae) (Plants of the world 2017).
Die Poinsettie (Euphorbia pulcherrima) stammt ursprünglich aus den tropischen Regionen Mittelamerikas und ist dort in Guatemala, am Golf von Mexiko, in Nordost-, Nordwest-, Zentral-, Südost- und Südwest-Mexiko zu finden.
Inzwischen findet man sie aber auch in anderen (sub-)tropischen Regionen der Erde wie Nordost-Brasilien, Costa Rica, den Gesellschaftsinseln, im Ost- und West-Himalaya, El Salvador, Gambia, Guinea, Golf von Guinea (Inseln), Honduras, Indien, den Juan Fernández Inseln, Malawi, Nikaragua, Panamá, der südwestlichen Karibik, Thailand und Trinidad-Tobago.
Am Naturstandort wächst sie als Strauch und kann eine Höhe von bis zu 3,5m erreichen. Die Verzweigung der Pflanze ist nicht genetisch bedingt, sondern wird durch in der Pflanze lebendes Phytoplasmen ausgelöst.
Euphorbia pulcherrima erfreut sich in der nördlichen Hemisphäre als Topfpflanze großer Beliebtheit und in Deutschland ist sie als Weihnachtsstern einer der am meistverkauften Topfpflanze - obwohl sie bei uns – im Gegensatz zu anderen Teilen der Erde – nur eine relativ kurze Saison hat.
Die Attraktivität dieser Pflanze liegt in den roten, manchmal auch weißen oder rosafarbenen – Hochblättern, den sogenannten Brakteen. Am Naturstandort locken die farbigen Hochblätter die Bestäuber zu den für den Menschen unscheinbar wirkenden richtigen Blüten, den Cyathien, die in der Mitte der Hochblätter sitzen. Durch Mutationen und Züchtungsarbeit sind mittlerweile Poinsettien mit unterschiedlichsten Farben und Panaschierungen auf dem Markt erhältlich.
Die Poinsettie ist eine Kurztagspflanze: Sie induziert ihre Blüten bei einer Tages(licht)länge von unter 12 Stunden. In Deutschland liegt dieser Zeitpunkt – je nach Standort zwischen Mitte September (Süddeutschland) und Anfang Oktober (Norddeutschland). Bei den modernen Sorten reicht die Induktion durch den natürlichen Kurztag zur Blüteninduktion meist aus. Bei einer Reaktionszeit von 7 bis 10 Wochen sind die „Sterne“ dann ab Mitte November fertig ausgebildet und können ihre „Strahlkraft“ voll entfalten.
Das macht sie bei uns zum traditionellen Weihnachtsstern. Es gibt Bemühungen sie bereits im Herbst anzubieten, um – unter anderem – die energieintensive Heizperiode im November/ Dezember zu umgehen, denn als Massenware – die von Discountern möglichst billige Ware angeboten werden soll - steht die Kultur unter hohem Kostendruck. Die für große Handelsketten produzierte Ware ist in der Regel sehr „weich“ und begründet damit leider den Ruf als „Wegwerfware“.
Zunächst wurden die Poinsettien eher als Schnittblumen gehandelt, heute vorwiegend als Topfware.
Inzwischen gibt es im Handel auch eine breite Palette an Wuchsformen. Vor allem Hochstämme und Pyramiden sind inzwischen häufig zu finden. In der Regel handelt es sich hierbei nicht – wie man denken könnte – um mehrjährige Pflanzen, sondern um Pflanzen, die mit mit Wuchsstoffen (Gibberellinsäure G3) behandelt wurden und sie sind in der Regel nicht viel älter, als Standardware.
Allerdings eignen sich gerade die Hochstämme zur weiteren Kultur. Sie können über Jahre wachsen und gedeihen, einen richtigen, knorrigen Stamm bilden und sind ein Hingucker.
Durch die Züchtungen der letzten Jahrzehnte hat sich in Aussehen, Wachstum und besonders in der Haltbarkeit viel getan. Vor allem die dunkellaubigen Sorten werfen ihr Laub weniger schnell ab.
Dies gilt besonders für Qualitätsware vom Gärtner. Wichtig ist, dass die Ware nicht – wie z.B. in Bau- und Supermärkten – tagelang in PE-Tüten steht. Dort ist die Luftfeuchte sehr hoch und die Blätter sind weicher und geben mehr Wasser ab. Wenn die Tüte entfernt wird, verschwindet die Luftfeuchte, und trockene Heizungsluft stellt die Pflanze stark unter Stress – ein Faktor für plötzlichen und starken Laubfall. Ein weiterer, wichtiger Indikator sind die Wurzeln: Sie sollten intakt, gut verzweigt und hell sein. Solch ein Wurzelballen bildet sich bei optimalen Kulturbedingungen mit ausreichend Zeit zum Wachstum. Ein starkes Wurzelwerk verkraftet kurzzeitige Staunässe oder auch kalten Zug wesentlich besser als Ware, die in kürzester Zeit hochgezogen wurde.
Wie auch bei anderen Euphorbien enthält der Milchsaft der Weihnachtssterne für den Menschen giftige Substanzen kann unter anderem zu Hautreizungen führen. Die Pflanzen sollten mit Umsicht gehandhabt werden.


Weitere interessante Informationen und Quellen finden Sie hier:
Euphorbia - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Euphorbia pulcherrima - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Weihnachtsstern - wikipedia


Kultur und Pflegepraxis

Standort und Düngung
Euphorbia pulcherrima liebt in der Winterzeit einen hellen, sonnigen Platz auf einer Fensterbank - ohne Heizung wäre ideal. Allerdings tolerieren die dunkellaubigen Sorten trockene Heizungsluft.
Besonders wichtig ist der Wasserhaushalt der Poinsettie: Die Pflanzen benötigen relativ viel Wasser (proportional zum Blattwerk), möchte gleichmäßig feucht gehalten werden und trotzdem sollten „nasse Füße“ durch Staunässe unbedingt verhindert werden. Die Nährstoffversorgung kann mit 14tägig Düngergaben über das Gießwasser sicher gestellt werden.
Nach dem letzten Frost im Frühjahr kann die Poinsettie ins Freie gestellt werden, auch gerne in die volle Sonne. Im Laufe des Sommers sollte sie dann in ein wasser- und luftdurchlässiges Substrat getopft werden. Wenn sie zurückgeschnitten werden soll, darf dies nicht zu spät geschehen – für beide Maßnahmen ist bis Ende Juli Zeit.
Bis zum ersten Nachtfrost kann sie dann im Freien stehen bleiben. Wenn die Poinsettie im Dezember blühen soll, darf sie ab dem Induktionszeitpunkt kein zusätzliches künstliches Licht (normale Raumbeleuchtung zählt dazu) mehr bekommen, dieses Störlicht würde die Blütenbildung verhindern. Von Beginn des Kurztag an (unter 12 Std. Licht) und beginnt die Induktion der Blüten: Nach 8-10 Wochen färben sich die Hochblätter (Brakteen) aus - die eigentlichen Blüten (Cyathien) bilden sich später. Im Norden Deutschlands setzt der Kurztag später ein, wenn die Lichtintensität und auch die Temperaturen bereits stark rückläufig sind. Dies kann zu einer verminderten Einfärbung der Hochblätter führen.

Vermehrung
Eine Vermehrung über Stecklinge aus kurzen, jungen Austrieben ist in gespannter Luft möglich.

Krankheiten und Schädlinge
Es muss besonders auf die Luftfeuchte und die Wasserversorgung geachtet werden, sonst reagiert die Pflanze mit Blattfall und es können Spinnmilben auftreten.

Galerie



Bilder: M. Alter, A. Schmitt
Text: M. Alter, H. Wegner
Dezember 2019