Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

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Echte Feige
Ficus carica

Ficus carica

Innerhalb der Ordnung der Rosenartigen (Rosales) gehört die Gattung Ficus mit 869 anerkannten Arten zur Familie der Maulbeergewächse (Moraceae) (Plants of the world 2017). Die ursprünglichen Verbreitungsgebiete der echten Feige reichen vom östlichen Mittelmeerraum bis Turkmenistan: Afghanistan, Zypern, Griechenland, Iran, Irak, Kreta, Libanon-Syrien, Palästina, Tadschikistan, Transkaukasische, Türkei und Turkmenistan sind hier zu nennen. Dort wo das Klima günstig ist, ist die echte Feige inzwischen aufgrund Ihrer Nutzung in einem Gürtel rund um den Erdball zu finden. In ihren Ursprungsgebieten wird Ficus carica bis zu 10 m hoch, die Pflanze verzweigt sich bereits dicht über dem Boden und wächst meist mehr in die Breite, als in die Höhe.
Besonders charakteristisch sind sowohl die großen, fingerförmig gelappten Blätter, die wechselständig an den Zweigen erscheinen, als auch die birnenförmigen Früchte, deren Farbe von grün bis tief-violett reicht.
Damit die echte Feige Früchte tragen kann müssen auch ihre Blüten bestäubt werden. Die Bestäubung der Feigen ist nicht ganz unkompliziert. Drei Komponenten sind nötig: Neben der fruchttragenden Frucht-Feige und der Pollen spendenden Bocks-Feige wird als bestäubendes Insekt eine Feigenwespe benötigt.
Stark zusammengefasst läuft die Bestäubung folgendermaßen ab: Die weibliche 2-3mm große Feigenwespe trägt den Pollen von der Bocks-Feige zur Frucht-Feige und bestäubt deren Blüten beim Versuch ihre Eier in deren Blüte abzulegen. Da der Legestachel der Feigenwespe aber kürzer als der lange Griffel der Frucht-Feigenblüte ist kann die Feigenwespe keine Eier in der Fruchtanlage ablegen. Einige der Fruchtwespen verenden beim Versuch ihre Eier abzulegen, andere kehren nach dem Versuch zu einer Bocks-Feige zurück und legen dort ihre Eier ab. Das ganze Prozedere findet vor der Fruchtausbildung statt und Geschichten von verendeten Bestäubern und deren Maden in den köstlichen Früchten gehören damit ins Reich der Schauergeschichten. Eine genauere Beschreibung zu Ökologie und Bestäubung der echten Feige finden Sie hier.
Die Echte Feige wird bereits seit Jahrhunderten zur Fruchtproduktion genutzt. Die Früchte werden sowohl frisch als auch getrocknet verzehrt und zeigen in getrockneter Form eine lange Haltbarkeit. Die große, bereits Jahrhunderte alte Bedeutung dieser Kulturpflanze zeigt sich auch in Kunst und Literatur - man denke nur an das berühmte verhüllende Feigenblatt oder die zauberkräftigen Feigen in Hauffs Märchen der kleine Muck.
Auch in unseren Breiten werden Feigen in besonders geschützten Lagen oder mit ausgeklügeltem Winter- und Wetterschutz (Schloss Sans Soussci) im Freiland angebaut. Leider reifen die Früchte der Wildart in unseren Breiten nicht aus und die Früchte bei Lagerung auch nicht nach. Die Genussreife muß also an der Pflanze erreicht werden. Inzwischen werden Sorten angeboten, die eine kürzere Reifezeit haben.
Um das Problem der begrenzten Winterhärte zu umgehen kann die echte Feige auch in Kübelpflanzenkultur gehalten werden. Wichtig - obwohl man beim Verzehr der leckeren Früchte nicht gleich darauf kommt: der in Ficus carica enthaltenen Milchsaft kann in Kombination mit Sonnenlicht zu Hautreizungen und -entzündungen führen.


Weitere interessante Informationen und Quellen finden Sie hier:
Ficus - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Ficus carica - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Echte Feige - wikipedia


Kultur und Pflegepraxis

Standort und Düngung
Die wärmeliebende Mittelmeerpflanze bevorzugt als ältere Pflanze einen geschützten, vollsonnigen Standort,
gerne an einer Steinwand, die die Sonnenwärme speichert und die Wärme nach und nach wieder abgibt. Jüngere Pflanzen sollten vor praller Mittagssonne geschützt aufgestellt werden, da sie noch empfindlich sind.
Ficus carica ist eine wuchsfreudige Pflanze, die für ihre große Blattmasse eine gute Wasserversorgung und viele Nährstoffe benötigt. Um diesn Versorgungsansprüchen gerecht zu werden, sollte das Pflanzgefäß groß genug sein - auch damit der Wurzelbereich am vollsonnigen Standort nicht überhitzt.
Als Substrat eignen sich gut strukturierte Erden mit einem pH-Wert im leicht sauren Bereich. Zum Erhalt des pH-Wertes sollte mit kalkarmem Wasser, am besten mit Regenwasser gegossen werden. Um die Pflanze gleichmäßig mit Nährstoffen zu versorgen kann ein langsam fließender Depotdünger ins Substrat eingemischt werden. Eine gute Drainageschicht im Pflanzgefäß verhindert Staunässe, auf die die Wurzeln der echten Feige sehr empfindlich reagieren.

Vermehrung
Die Kulturformen werden über Stecklinge vermehrt oder auf Unterlagen veredelt.

Krankheiten und Schädlinge
Während des Freilandaufenthaltes im Sommer hat die Feige eher mit Pflegefehlern ihrer Besitzer zu kämpfen, im Winter mit den üblichen Überwinterungsschädlingen wie Weißer Fliege, Schildläusen und Spinnmilben. Diese Winterschädlinge können mit den gängigen biologischen Präparaten bekämpft werden.

Überwinterung und Schnitt
Das Einräumen sollte so zeitig geschehen, dass die Feigen ihr Laub noch nicht abgeworfen haben.
Feigen sind zwar hart im Nehmen, kurzzeitig vertragen ausgepflanzte Exemplare auch Temperaturen bis -15°C, mit Pech frieren sie aber bis zum Boden zurück, können dann allerdings aus den Wurzeln wieder austreiben (bei veredelten Exemplaren kann es sich dann aber auch um die Unterlage handeln), da sie am 2jährigen Holz fruchten sind dann in der darauffolgenden Vegetationszeit keine Früchte zu erwarten.
Aus dem gleichen Grund erfolgt der Rückschnitt der Feige direkt nach der Ernte, damit sie noch vor dem Winter ausreichend neue Triebe bilden kann.
Sollte die Pflanze zu groß geworden sein oder muss doch ein Frühjahrsschnitt erfolgen, entweder nur einen Teil der Pflanze beschneiden und genug vorjährige Triebe stehen lassen oder im kommenden Sommer auf Früchte verzichten.
Die optimale Überwinterung erfolgt so hell wie möglich bei mindestens +10°C, nicht düngen und den Ballen leicht feucht halten. Es ist aber auch eine dunkle und kühle Überwinterung im frostfreien Bereich möglich. Die Pflanze verliert dann ihr Laub und darf dann nur so viel gegossen werden, das der Ballen nicht komplett austrocknet.
Da Ficus carica sehr starkwüchsig ist und viele Nährstoffe benötigt sollte sie mindestens alle zwei Jahre getopft werden. Wenn das Pflanzgefäß stark durchwurzelt ist, wird die Feige mit frischem Substrat in ein größeres Gefäß gepflanzt, ansonsten sollte die Erde von den Wurzeln geschüttelt und die Pflanze mit neuer Erde in das gleiche Gefäß gesetzt werden.

Galerie


Bilder: M. Alter, A. Fellner
Text: H. Wegner
August 2019