Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

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Wüstenrose
Adenium obesum

Adenium obesum

Die Gattung Adenium gehört mit ihren fünf anerkannten Arten (The Plant List, November 2016) zur Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae). Zur gleichen Familie zählen auch das Immergrün (Vinca), die Wachsblume (Hoya), Frangipani (Plumeria) und der Oleander (Nerium oleander).
Beheimatet ist die halbsukkulente Pflanze in semiariden Gebieten Afrikas und Arabiens (vom Senegal bis Äthiopien, von Somalia bis Tansania, in Ägypten, auf der Arabischen Halbinsel und auf der Inselgruppe Sokotra). In den semiariden Steppenregionen ist an sechs bis neun Monaten im Jahr der Niederschlag geringer ist als die Verdunstung und für das Überleben in diesen Gebieten benötigen Pflanzen spezielle Strategien.
In den Verbreitungsgebieten der Wüstenrose sind die Sommer feucht und die Winter trocken. Die halbsukkulenten Trockenkünstler speichern das für die Trockenzeiten notwendige Wasser in ihrem als Caudex bezeichneten, verdickten Stamm, den Zweigen und dem Übergang vom Stamm zum Wurzelbereich.
Die zumeist an den Zweigenden sitzenden Blätter sind länglich-oval, einfach, glattrandig, ledrig, bis zu 12cm lang und bis 6cm breit und besitzen eine auffällig helle Mittelrippe.
Während der Trockenperiode geht die Pflanze in eine Ruhephase über und die Blätter werden abgeworfen.
Im Anschluss an die Ruhephase treibt die Pflanze wieder aus beginnt mit der Blüte. Die Blütenstände erscheinen mit einer Vielzahl von zwittrigen Einzelblüten an den Zweigspitzen. Nach erfolgreicher Befruchtung durch langrüsslige Insekten werden an der Basis miteinander verwachsende, 10-20cm lange Balgfrüchte gebildet, die die Samen enthalten.
Am Naturstandort erreichen die Pflanzen eine Höhe von vier, selten auch sechs Metern. Der sukkulente Stamm kann einen Durchmesser von ein bis zwei Metern erreichen und besitzt eine glatte, graue Rinde. In Afrika und Asien wird die Wüstenrose wegen ihrer interessanten Wuchsforn, den leuchtenden Blüten und ihrem speziellen Umgang mit Trockenzeiten häufig für Beetpflanzungen genutzt.
Inzwischen wird sie auf der ganzen Welt als Zimmerpflanze und Zierpflanze kultiviert.
Wie auch andere Vertreter der gleichen Pflanzenfamilie ist zu beachten, dass die Wüstenrose in allen Pflanzenteilen sehr giftig ist. Von Naturvölkern wird ihr Milchsaft bei der Jagd sogar als Tötungsgift verwendet. Beim Umgang mit der Wüstenrose ist Umsicht geboten.

Weitere interessante Informationen und Quellen finden Sie hier:
wikipedia - Wüstenrose
The Plant List - Adenium


Kultur und Pflegepraxis

Standort und Düngung
Beachtet man die Bedürfnisse dieses an semiaride Regionen angepassten Spezialisten, so ist Adenium keine schwierig zu kultivierende, aber doch eine etwas sensible Pflanze.
Die Wüstenrose benötigt einen warmen, hellen, am besten sonnigen Standort, wenn die Temperaturen durchgängig über 15°C liegen bevorzugt sie einen vollsonnigen, geschützten Freilandplatz. Für die erfolgreiche Kultur ist es wichtig, den jahreszeitlichen Wechsel von Ruhe- und Wuchsphasen zu unterstützen.
Die Ruhephase wird von Trockenheit und von Temperaturen unter 15°C ausgelöst. Ein Zeichen für den Übergang in die Ruhephase ist das Abwerfen der Blätter. In ihrer Ruhephase ist die Pflanze kahl und es erfolgt das Induzieren von Blüten. Der Flor wird durch eine Ruhephase gefördert.
Auch in der Wachstumsphase ist der Wasserbedarf der Wüstenrose gering, er sollte aber regelmäßig gedeckt werden. Besonders im Freiland oder im warmen Gewächshaus braucht sie regelmäßige Wassergaben.
Das Substrat sollte sehr durchlässig sein und der Topf mit einer guten Drainage versehen werden, da die Wurzeln empfindlich gegen Staunässe sind und leicht faulen. Eine Mischung aus 30% Gartenerde und 70% auflockerndem Material ist geeignet. Ein hoher Anteil Humus und mineralisches Material wirken sich günstig aus. Zur Nährstoffversorgung wird die Pflanze in der Wachstumsphase etwa alle zwei bis vier Wochen mit einem NPK-ausgeglichenen Dünger (beispielsweise einem Kakteendünger) versorgt.
Besonders wichtig für eine gute Blütenentwicklung im Folgejahr ist das Einleiten der Ruhephase.
Bereits im Spätsommer werden die ohnehin übersichtlichen Wassergaben deutlich reduziert und beim Übergang vom Herbst zum Winter fast vollständig eingestellt. Die fallenden Temperaturen unterstützen das Einleiten der Ruhephase, die Pflanze wird aber bereits eingeräumt, bevor die Temperaturen unter 10°C fallen. Niedrigere Temperaturen verträgt sie gar nicht und Frost führt zum sofortigen Absterben der Pflanze.

Vermehrung
Die Wüstenrose ist einfach zu vermehren.
Stecklingsvermehrung
Für die Stecklingsvermehrung werden im Frühjahr Kopfstecklinge geschnitten, in Aussaaterde gesteckt, und bei 20°C bewurzelt. Wegen der Fäulnisgefahr nur zurückhaltend befeuchten.
Um das Austrocknen zu vermeiden und gespannte Luft zu erzeugen, kann eine leicht gelochte Plastiktüte über die Gefäße gestülpt werden. Die Löcher gewährleisten einen gewissen Luftaustausch, es sollte aber zusätzlich alle paar Tage komplett abgelüftet werden, um Fäulnis zu verhindern.
Veredlung
Im Handel sind häufig auf Oleander veredelte Pflanzen im Angebot, die mit etwas Geduld auch selbst hergestellt werden können. Bei dieser Vermehrungsmethode werden die geschnittenen Kopfstecklinge auf Oleander aufgepfropft. Die Pflanzen sollen durch die Versorgung über die Oleanderwurzeln weniger empfindlich gegen Fäulnis sein und sind mit ihrer besonders reichen Blüte sicherlich eine Zierde in jeder Kübelpflanzensammlung.
Wie auch bei anderen Veredlungen kann die Unterlage austreiben. Diese 'Wildtriebe' müssen entfernt werden, ansonsten kann der Oleander die Veredelung überwachsen und verdrängen. Eine veredelte Adenium-Pflanze blüht reichlich, hat jedoch den Nachteil, dass sich ein besonderes Kennzeichen, das einen Großteil des Charmes der Wüstenrose ausmacht, nicht entwickeln wird. Es wird sich keine Stammverdickung (Caudex) bilden. Ein Caudex entwickelt sich nur, wenn die Pflanze aus Stecklingen oder Samen gezogen wird, also auf eigenen Wurzeln steht. Eine veredelte Pflanze erkennen Sie am dünnen Stammbereich unterhalb des eigentlichen Stamms.
Aussaat
Für die Aussaat kann Saatgut über den Exoten-Handel oder online bezogen oder selbst geerntet werden. Je frischer das Saatgut ist, um so besser. Für die eigene Produktion muss zunächst dafür gesorgt werden, dass eine erfolgreiche Bestäubung der Blüten stattfinden kann. Vielleicht erledigen die Schmetterlinge im Freiland diese Arbeit, in Ermangelung langrüssliger Insekten kann auch mit einem Hölzchen oder Pinsel nachgeholfen werden. Erscheinen die 10-20cm langen Balgfrüchte, so werden sie umwickelt, damit sie bei Reife die Samen nicht einfach spontan entlassen oder Sie stülpen eine Papiertüte über die Früchte, um die Samen aufzunehmen. Die Aussaat sollte nur leicht mit Erde bedeckt werden. Während der Keimzeit benötigen die Samen leichte Feuchtigkeit und eine konstante Temperatur von 20-25°C. Wenn nach ein bis zwei Wochen die Sämlinge auflaufen, sollte die Bewässerung nicht mehr durch Besprühen erfolgen.

Krankheiten und Schädlinge
Leider ist die Wüstenrose auch bei saugend-stechenden Insekten beliebt.
Bei trockener Luft und Zimmertemperaturen im Wohnraum oder bei hohen Sommertemperaturen im Freiland kann sich Rote Spinne einfinden.
Auch Läuse und Weiße Fliege finden sich dann und wann an den Pflanzen. Gegen dieses Getier kann mit den üblichen umweltschonenden Mitteln Abhilfe geschaffen werden werden.
Ein problematisch zu bekämpfendes Schadinsekt an der Wüstenrose ist die Wolllaus. Dieses wollige Ungeziefer ist vor allem in den Blattachseln und an den Stängeln zu finden. Eine dauerhafte Bekämpfung durch eine Behandlung mit handelsüblichen Mittel ist nicht Erfolg versprechend. Sind die Wolläuse erst mal da, so kann man das Getier nur im Auge behalten und die Anzahl mit wiederholten Behandlungen begrenzen.

Überwinterung und Schnitt
Im Winter sollten die Pflanzen idealer Weise ihre Ruhephase einlegen.
Die richtige Temperatur für diese Phase liegt bei 10-15°C. Bei niedrigeren Temperaturen nehmen die Pflanzen Schaden, bei höheren Temperaturen geht die Pflanze nicht in ihre Ruhephase über. Zur Not kann man die Pflanzen auch bei Raumtemperatur überwintern, dann fällt die Blütenpracht im Folgejahr aber geringer aus.

Bezüglich der Wassergaben sollte man drei Dinge berücksichtigen:

  1. Soll die Ruheperiode für die Pflanzen eingeleitet werden, so gibt man in den Wintermonaten so wenig Wasser wie möglich. Auf der Fensterbank stehen Pflanzen mit fast kahlen Stängeln.
  2. Man kann sie auch kälter, hell und fast ganz trocken stellen (etwa 12°C) - so geht die Pflanze am besten in ihre Ruhephase.
  3. Möchte ich keine blattlosen Pflanzen auf der Fensterbank stehen haben, wird mehr gegossen, aber die Pflanze macht auch in diesem Fall keine echte Ruhephase durch und wird im folgenden Sommer weniger blühen.
Die beste Zeit zum Umtopfen und Zurückschneiden ist das Frühjahr. Das Topfen erfolgt ab Februar, der Rückschnitt vier Wochen später. Sollte eine Pflanze zu groß geworden sein, kann sie problemlos zurück geschnitten werden. Die abgeschnittenen Triebspitzen können als Kopfstecklinge für die Vermehrung genutzt werden. Beachten Sie bei allen Arbeiten an der Pflanze ihre Giftigkeit. Achten Sie darauf, dass der austretende, giftige Milchsaft nicht in Augen oder offene Wunden gelangt.
Ist der Winter vorüber und die Temperaturen im Freiland ausreichend, so kann die kahle Pflanze sofort in die volle Sonne gestellt werden. Exemplare mit Blättern müssen erst langsam abgehärtet werden, da sie sonst Sonnenbrand bekommen. Mit dem kontinuierlichen Gießen wird noch nicht begonnen, wenn sich die ersten Blättchen zeigen, sondern erst, wenn die Pflanze bei annähernd sommerlichen Temperaturen sehr deutliche Austriebs- und Wachstumstendenzen zeigt, sie also kurz vorm 'Durchstarten' ist. Bis zu diesem Zeitpunkt nutzt die Pflanze das eingelagerte Wasser.

Galerie



Bilder: M. Alter, M. Kleinau, B. Stisser, B. Verbeek
Text: Huub Stoffels, B. Verbeek, H.Wegner
Januar 2017