Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

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Hawaii-Palme
Brighamia insignis

Brighamia insignis

Anders als der Name Hawaii-Palme (oder auch Vulkan-Palme) und die äußere Erscheinung zunächst vermuten lassen, gehört die Gattung Brighamia nicht zu den Palmengewächsen, sondern zur Familie der Glockenblumengewächse (Campanulaceae). Die nach dem ersten Direktor des natur- und kulturgeschichtlichen Bishop-Museums in Honolulu - William Brigham (1841-1926) - benannte Gattung umfasst die zwei Arten Brighamia insignis A.Gray und Brighamia rockii H.St.John (The Plant List - Stand Juli 2016). Die Arten werden anhand ihrer Blütenfarbe und ihres Verbreitungsgebietes unterschieden.
Die Gattung hat sich im Laufe von Jahrmillionen im nördlichen Teil der Inselgruppe Hawaii entwickelt und ist endemisch, kommt also nur in diesem Bereich der Erde vor. Sie lebt an den küstengeprägten, steilen und steinigen Berghängen der Vulkaninseln in einer Höhe bis zu 400m und hat sich dort perfekt an die Umgebung angepasst.
Die Pflanzen bilden einen unverzweigten, sukkulen, zur Basis hin gerundet verdickten Stamm, an dessen Spitze eine Rosette ledrig, glänzender, löffelförmiger Blätter steht. Zwischen den Blättern wachsen im Zeitraum September bis November Büschel mit jeweils 3 bis 8 duftenden, trompetenförmigen, creme- bis gelbfarbigen Blüten heraus, deren Duft an Geißblatt erinnert.

Die Pflanzen werden am Naturstandort 1-1,8m gelegentlich bis 4,5m hoch und die Blattlängen werden mit 10 bis 20cm beschrieben. Am Naturstandort wurden vereinzelt auch verzweigte Individuen beobachtet, in Kultur bleiben die Pflanzen dieser Gattung immer unverzweigt.
Insgesamt wurde das Vorkommen an 5 Standorten dokumentiert. Brighamia insignis A.Gray kam auf den Inseln Kauaʻi und Niʻihau vor, auf Niʻihau ist sie inzwischen verschwunden. Das Vorkommen von Brighamia rockii H.St.John wurde auf Molokaʻi dokumentiert.
Seit 1963 wird die Brighamia auf der Roten Liste des UN-Umweltprogramms IUCN geführt - ihr Bestand ist extrem gefährdet. Wurden zu Beginn der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts noch zwischen 60 und 70 Pflanzen am Naturstandort beschrieben, soll es zum heutigen Zeitpunkt nur noch wenige fortpflanzungsfähige Wildexemplare auf Kaua´i geben. Die Annahme, dass die Anwendung von Pflanzenteilen durch Einheimische in der Volksmedizin zum Rückgang der Population führte erwies sich als falsch.
Neben der Zerstörung der wenigen Naturstandorte durch Beweidung, Infrastrukturentwicklung, Tourismus und Naturkatastrophen (Tsunamis, Erdrutsche) ist der Konkurrenzdruck durch die invasive Verbreitung eingewanderter Pflanzen sehr hoch.
Des weiteren wird angenommen, dass endemische Falter, die mit ihrer Saugrüssellänge von etwa 13cm speziell an die Blütenlänge der Brighamia angepasste sind und als Bestäuber für die Vermehrung der Hawaii-Palme sorgten, ebenfalls fast ausgerottet sind. Aus diesem Grund werden von den am Naturstandort noch vorkommenden Pflanzen kaum noch Samen gebildet.
Um diese außergewöhnliche Art zu erhalten, werden an den extrem schwer zugänglichen Naturstandorten Handbestäubungen durchgeführt.
Zusätzlich wurden in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts Sammlungen wild entstandener Samen durchgeführt. Diese wurden und werden in verschiedenen botanischen Gärten und Spezialgärtnereien vermehrt, erhalten und weiter kultiviert. Abkömmlinge dieser Pflanzen werden über Spezialgärtnereien vertrieben.
Die Selektion "Kerstin" wird inzwischen als beliebte Topfpflanze gehandelt. Ein Teil des Erlöses geht an die IUCN, die Wiederauswilderungs-Programme unterstützt. Die Hawaii-Palme wurde auf der Internationalen Pflanzenmesse (IPM) 2008 in Essen zur Topfpflanzen-Neuheit des Jahres gekürt.

Weitere interessante Informationen und Quellen finden Sie hier:
NatureServe Explorer - Brighamia
IUCN - Red List - Brighamia
University of Hawaii at Manoa
Ruhr-Universität Bochum, Botanischer Garten - Vulkanpalme, Hawaiipalme
Wikipedia - Vulkanpalme


Kultur und Pflegepraxis

Standort und Düngung
Die Hawaii-Palme liebt einen hellen Standort. Beim Freilandaufenthalt dieser tropischen Schönheit im Sommer sollte sie vor der prallen Mittagssonne geschützt werden. In dieser Zeit sollte der Erde nicht zu sehr austrocknen, auch wenn eine trockene Haltung generell vorzuziehen ist, da sie wie der Elefantenfuß (Beaucarnea recurvata) zu den Stammsukkulenten gehört und bei zu viel Feuchtigkeit fault.
In der Wachstumsperiode von April bis Oktober hat die Hawaii-Palme einen erhöhten Närstoffbedarf und kann durch regelmäßige Düngergaben unterstützt werden. Das Wachstum scheint in dieser Zeit zu explodieren - viele neue Blätter werden gebildet und gleichzeitig die älteren abgeworfen. Der Stamm wächst in Höhe und Umfang.
Das die Blätter, vor allem nach einem Standortwechsel, gelb werden, ist normal. In der Regel können sie ohne Probleme entfernt werden, die weiße Flüssigkeit die an den Wunden austritt, ist ungiftig, die Wunde verheilt sehr rasch. Bei Blattverlust bilden die Pflanzen neue Blätter und wachsen weiter.
Wichtig ist zu beachten, dass eine Pflanze mit weniger Blättern auch weniger Wasser benötigt.
Wie bei einer an die Bedingungen eines tropischen Küstenstreifens angepassten Pflanze zu erwarten, verstärkt hohe Luftfeuchtigkeit das Blattwachstum, viel Licht verstärkt das Dickenwachstum des Stammes.

Vermehrung
Brighamia wird über Saatgut oder Meristemkultur vermehrt. Eine eigene Vermehrung über Stecklinge ist nicht möglich. Etwa sechs bis acht Wochen nach einer erfolgreichen Bestäubung bildet die Hawaii-Palme zunächst 1,25cm lange grüne Kapseln, die nach dem Abreifen aufspringen und viele kleine, flache Samen entlassen. Das Saatgut kann gelegentlich über den Fachhandel bezogen werden.
Die Pflanze ist ein Lichtkeimer und kann auf lockerer Erde bei 28°C und hoher Luftfeuchtigkeit in etwa zwei Wochen zum Keimen gebracht werden. Kultivierte Pflanzen beginnen in der Regel im Alter von zwei bis drei Jahren erstmals zu blühen.

Krankheiten und Schädlinge
Schädlinge bekommt die Hawaii-Palme nur bei einem ungünstigen Standort.
Es können Weiße Fliege oder auch Läuse auftreten, die sich mit Mitteln auf Neem- oder Kaliseifen-Basis gut bekämpfen lassen. Spinnmilben (bei trockener Heizungsluft) sind dagegen hartnäckiger.
Um Krankheiten zu vermeiden sollte der Standort optimal an die Bedürfnisse der Pflanze angepasst werden.

Überwinterung und Schnitt
Die Pflanze sollte bei Temperaturen unter 10°C ins Haus geholt werden. Im Winter steht die Pflanze am besten hell. Als Tropenbewohner verträgt sie zwar die Wärme, zieht aber einen kühleren Standort etwa 15°C der trockenen Heizungsluft in Wohnräumen vor - sie toleriert gegebenenfalls, sollte aber nicht direkt an einer der Heizung stehen. In der Ruhephase benötigt sie dann natürlich auch weniger Wasser und keinen Dünger.
Die hellgelben Blüten erscheinen im Laufe des Winters und Frühjahres meist einzeln auf langen Stielen aus der Blätterkrone. Im Frühjahr kann sie bei Bedarf in lockeres Substrat (z.B. Erde für mediterrane Pflanzen oder Kakteen) umgetopft werden. Eine Drainage auf dem Topfboden senkt das Risiko der Staunässe und damit die Gefahr von Wurzelfäulnis.

Galerie



Bilder: M. Alter
Text: M. Alter, H. Wegner
August 2016