Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

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Hanfpalme
Trachycarpus fortunei

Trachycarpus fortunei

Innerhalb der Ordnung der Palmenartigen (Arecales) gehört die Gattung Trachycarpus mit 10 anerkannten Arten zur Familie der Palmengewächse (Arecaceae) (Plants of the world 2017). Die Ursprungsgebiete der Hanfpalmen liegen in Südzentralchina und Myanmar. Sie gedeihen in Hochgebirgswäldern in Höhen bis zu 2400m N.N. Diese Wälder sind von Schneefall in den Wintermonaten geprägt.
Die robuste, langsam wachsende Chinesische Hanfpalme gehört in Deutschland zu den am stärksten verbreiteten Palmenarten in Kübelpflanzenkultur. Am Naturstandort wird sie bis zu 12m hoch, in unseren Breitengraden lediglich 2 bis 3m.
Trachycarpus fortunei gilt als relativ frosthart und in milden Lagen kann sie im Freien überwintern.
Ältere und abgehärtete Pflanzen vertragen mit Winterschutz bis zu -15°C. In Teilen Europas, die im Einflussbereich des Golfstroms oder an der Südkante der Alpen liegen, wie dem Tessin und am Gardasee, gibt es relativ alte ausgepflanzte Exemplare. Sie gehören im südlichen Europa inzwischen zum vertrauten Landschaftsbild. Im schweizer Raum werden Chinesische Hanfpalmen auch als Tessinerpalme gehandelt.
Benannt wurde Trachycarpus fortunei nach dem Engländers Robert Fortune (1812-1880), der die Teepflanze nach Indien eingeführt hat.

Die Hanfpalme gehört zu den stammbildenden Palmen. Im Gegensatz zu den Arten, die zu Horsten heranwachsen, werden keine Ausläufer oder Verzweigungen gebildet. Der junge Stamm ist rundherum mit Fasern aus den Überresten der Blattscheiden abgestorbener Blätter bedeckt, bei älteren und höheren Palmen fallen dies Fasern im Laufe der Zeit ab, so dass der Stamm im unteren Bereich zunehmend glatter wird. Die Fasern wurden früher zur Herstellung von Bürsten, Matten und Seilen genutzt.
An der Triebspitze der Palmen entfalten sich zahlreiche, vielfach eingekerbte, halbrunde Blätter in Fächerform. Die Blattgröße ist bei Jungpflanzen etwa handgroß, Blätter älterer Palmen können einen Durchmesser von bis zu 90cm erreichen. Mit dem Alter steigt auch die Zahl der Segmente der Blattfächer auf über 50. Die Blätter sind auf der Oberseite dunkelgrün, auf der Blattunterseite silbrig schimmernd.
Jungpflanzen der Chinesischen Hanfpalme werden leicht mit der Zwergpalme (Chamaerops humilis) verwechselt, erst später ist – durch die Stammbildung – der Unterschied deutlicher. Ein sicheres Unterscheidungsmerkmal sind die Stiele der Blätter, die der Zwergpalme sind mit Dornen besetzt.
Die Chinesischen Hanfpalme (Trachycarpus fortunei) ist zweihäusig, es gibt weibliche und männliche Pflanzen. Hanfpalmen blühen erst im höheren Alter. Die Blütenstände werden etwa 50cm lang und sind mit kleinen gelben Blüten besetzt. Die Früchte sind nierenförmig, bläulich bis braun gefärbt und sehen Weintrauben nicht ganz unähnlich. Sollen Früchte entstehen, müssen zur Befruchtung eine männliche und eine weibliche Pflanze in ausreichender Nähe zueinander stehen.



Weitere interessante Informationen und Quellen finden Sie hier:
Trachycarpus fortunei - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Trachycarpus - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Arecaceae - Plants of the world The International Plant Names Index and World Checklist of Selected Plant Families 2017
Chinesische Hanfpalme - Wikipedia
Trachycarpus fortunei - www.palmeninfo.de


Kultur und Pflegepraxis

Standort und Düngung
Hanfpalmen lieben einen hellen, vollsonnigen, Standort.
An den Boden haben sie keine besonderen Ansprüche. Wichtig ist – egal ob im Kübel oder ausgepflanzt – eine Drainage, um Staunässe zu vermeiden.
In der Wachstumsperiode sind gelegentliche Düngegaben, ein- bis zweimal pro Monat mit einem ausgeglichenen Volldünger, ideal. Ein Rückschnitt ist bei stammbildenden Palmen nicht möglich.

Krankheiten und Schädlinge
Als Schädlinge können in einem trockenen und heißem Sommer Spinnmilben auftreten.
Bei der Überwinterung in Räumen ist Schildlausbefall möglich. Die Schädlinge können mit biologischen Spitzmitteln auf Neem-, Paraffin- oder Rapsöl-Basis gut bekämpft werden.

Überwinterung
In exponierten Lagen, Regionen mit Kahlfrösten oder viel Wind sollte die Hanfpalme im Winter in einem nicht zu warmen Wintergarten oder in einem Kalthaus überwintert werden. Auch während der Zeit im Winterquartier sollte die Pflanze, ihrem Bedarf entsprechend, zurückhaltend gegossen werden.

Wenn man nicht die Möglichkeit hat, Trachycarpus fortunei in einem geschlossenen Raum zu überwintern, sollten einige Punkte beachtet werden, um die Pflanze im Freiland über den Winter zu bringen:

  • Für die Freilandüberwinterung der Chinesischen Hanfpalme ist es sinnvoll, die Pflanze langsam abzuhärten. Wichtig ist die Pflanze an einen geschützten Standort, beispielsweise eine überdachte Terrasse mit Windschutz, zu stellen. Zusätzlich sollte die Pflanze selbst vor zu viel Kälte geschützt werden.
    Das Pflanzgefäß darf keinen direkten Bodenkontakt haben. Als isolierende Unterlage sind Holz und Styropor ideal. Der Kübel kann mit Noppenfolie oder einem anderen isolierende Material eingepackt werden. Wichtig ist, dass die Pflanze trotz Verpackung noch gegossen werden kann, denn auch bei Freilandüberwinterung benötigt sie gelegentlich Wasser.
    Die Wedel sollten zusammengebunden und mit einem luftdurchlässigen Stoff, Jute oder Vlies eingepackt werden. Auch mit dem Stamm kann man so verfahren. In besonders exponierten Lagen sollte die Pflanze bei Temperaturen unter -5°C in einen geschützten Raum gestellt werden.
    Wichtig ist, dass der geschützte Raum nicht warm ist. Temperatursprünge verkraftet die Pflanze nicht. Bei etwas milderen Temperaturen kann der Kübel wieder ins Freie zurück. So können die Pflanzen über ein paar Jahre abgehärtet werden.
  • In milderen Lagen, beispielsweise in Weinbaugebieten, kann man jüngere Pflanzen mit Kübel ins Erdreich setzen, um sie bei starkem Frost entnehmen und in einen geschützten Raum bringen zu können. Bei milden Wintern bis max. -5 bis -8°C können sie draußen stehen bleiben. Auf jeden Fall sollte die Pflanze den oben beschriebenen 'Winterschutz' durch Einpacken erhalten. Auch hier ist im Winter – bei offenem Boden – gelegentliches Gießen sinnvoll.
  • Ältere und abgehärtete Exemplare, die in milden Klimalagen ausgepflanzt wurden, benötigen generell Winterschutz der oberirdischen Pflanzenteile. Das Verpacken wie oben aufgeführt ist dafür ebenfalls zu empfehlen. Der große Vorteil bei ausgepflanzten Hanfpalmen ist, dass die Wurzeln im Boden einen wesentlich besseren Schutz vor dem Durchfrieren haben als Pflanzen im Kübel. Besonders gut können Hanfpalmen beispielsweise in den Außenanlagen großer Schwimmbäder überwintern, da Wasserleitungen in den Anlagen das starke Durchfrieren des Bodens verhindern und das Wurzelwerk der Hanfpalmen besonders gut vor Frost geschützt ist.
    Eine ungewöhnliche Idee, wenn auch Geschmackssache, ist die Gartenbeleuchtung. Wer Lichtschläuche im Garten installiert, kann damit Stamm und Kübel der Hanfpalme umwickeln (s. Galerie). In Nächten mit starkem Frost schützt die Wärme des Lichtschlauches die Pflanze (bei modernen Beleuchtungen mit LEDs wird dies wegen mangelnder Erwärmung nicht funktionieren).
    Im Winter ist, vor allem beim Stand im Freien, besonders wichtig, dass sich kein Niederschlagswasser, in der Triebspitze sammelt, da dies kann zur Herzfäulnis der Palme führt und diese dann nicht mehr zu retten ist.

Galerie



Bilder: M. Alter, B. Verbeek
Text: M. Alter, H. Wegner
Dezember 2015 - überarbeitet August 2025