Deutsche Dahlien-, Fuchsien- und Gladiolen- Gesellschaft e.V. - gegründet 1897

Arten

Die zur Familie der Solanaceae gehörende Gattung Brugmansia wird in zwei Sectionen unterteilt.
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Sektion Brugmansia
Die Arten und Sorten aus dieser Gruppe sind leichter zu kultivieren als die der Sektion Sphaerocarpium.
Sie sind weniger virusanfällig und weniger empfindlich gegen hohe Temperaturen.
Wegen der höheren Wärmetoleranz werden sie manchmal informell als 'Warme Gruppe' bezeichnet.

  • Brugmansia aurea Lagerh.
    Brugmansia aurea Lagerh. Ist eine sehr variable, in den Höhenlagen Ekuador, Kolumbien oder Venezuela wachsende Art. Sie hat nickende trompetenförmige Blüten, in der Regel mit auffällig verlängerten Saumspitzen in Weiss, Rosa, Gelb oder Orange.
    Die charakteristischen eiförmigen Früchte sind dicht gepackt mit sehr kantigen korkummantelten Samen. Die Blätter sind in ihrer Ausprägung variabel, in der idealen Form tiefgrün, gezahnt, borstig behaart und leicht rundlich. Einige, aber nicht alle Exemplare von Brugmansia aurea sind resistent gegen Weichhautmilben. Diese Milben sind einer der schlimmsten Schädlinge an Brugmansia im Garten. Diese Resistenz kann an ihre Nachkommen vererbt werden. Die Blüten haben in der Regel eine feste Beschaffenheit und bleiben tagsüber offen mit Ausnahme an sehr heißen Tagen. Auch diese Eigenschaft kann an die Nachkommen vererbt werden.

  • Brugmansia insignis (Barb. Rodr.) Lockwood ex R.E. Schult
    Brugmansia aurea (Barb. Rodr.) Lockwood ex R.E. Schult Ist eine, überwiegend im Tiefland des westlichen Amazonien vorkommende Art. Sie ist außerhalb Südamerikas sehr selten in Kultur zu finden. Die angenehm duftenden nickenden Blüten sind weiß oder rosa, trichterförmig mit schlanken Saumzipfeln. Einige Formen haben sehr schmale, kleine dunkelgrüne Blätter, während andere mehr denen von Brugmansia suaveolens ähneln, mit der Brugmansia insignis offensichtlich verwandt ist. Die Früchte sind spindelförmig, mit extrem ledriger Textur und enthalten abgeflachte, sehr ornamentierte korkummantelte Samen. Die Art wurde selten züchterisch genutzt, doch Brugmansia 'Pride of Hannover' gezogen in den Herrenhäuser Gärten von Hans-Georg Preissel, ist immer noch im Umlauf. Eine Anzahl von Brugmansia – Kultivare haben zwar 'insignis' in ihrem Namen, können aber meist nicht von dieser Art abgeleitet werden.

  • Brugmansia suaveolens (Willd.) Sweet
    Brugmansia suaveolens (Willd.) Sweet Diese ostbrasilianische Art war die erste Brugmansia, die im 18. Jahrhundert von dem französischen Botaniker Josef Dombey erfolgreich in europäischen Gärten eingeführt wurde. Sie stammte damals nicht aus Brasilien, sondern aus Peru oder Chile. Sie wurde von Willdenow nach einer Pflanze aus dem Botanischen Garten in Berlin beschrieben und benannt. Fälschlicherweise wird oft angegeben, dass sie von Humboldt & Bonpland in Mexico entdeckt wurde. Die nickenden, sehr stark duftenden Blüten sind entweder weiß, gelb oder rosa und trichterförmig ohne auffällige Saumzipfel. Die Kronröhrenverengung ist in der Regel sichtbar, ausgehend vom Kelchausgang. Die Blüten sind während des Tages geschlossen. Die spindelförmige Frucht enthält eher abgeflachte ornamentatierte korkummantelte Samen. Eine große Anzahl Hybridkultivare haben diese Art in ihrer Abstammung.

  • Brugmansia versicolor Lagerh.
    Brugmansia versicolor Lagerh. Diese Art wächst in einem kleinen Gebiet im Guayas Becken im pazifischen Hügelland der ekuadorschen Anden. Sie ist gekennzeichnet durch ihre bis zu 50cm langen, hängenden, trompetenförmigen Blüten, die Kronröhrenverengung ausgehend von einem ausgeprägten einseitig geschlitzten Kelch. Brugmansia versicolor Lagerh.Die Frucht ist schlank und länglich und gefüllt mit eher flachen, leicht ornamentierten korkummantelten Samen. Die Blüten sind weiß, rosa oder apricot und nicht sehr gefestigt. Sie welken leicht und verbrennen in heißen Sommertagen, aber sie können das Merkmal hängende Blüten weitervererben, das an Pflanzen, die zu Bäumen herangezogen wurden besonders auffallend ist. Hybriden zwischen dieser Art und Brugmansia aurea heißen Brugmansia. x candida und sind häufig in Südamerika zu finden. Gartenbauliche Hybriden zwischen Brugmansia x candida und Brugmansia suaveolens sind botanisch als Brugmansia x cubensis bekannt.

Section Sphaerocarpium
Diese Gruppe umfasst zwei sehr ähnliche Arten, Brugmansia sanguinea und Brugmansia vulcanicola sowie Brugmansia arborea, welche sich zwar in vielerlei Hinsicht von den beiden erstgennannten unterscheidet, aber mit ihnen kreuzbar ist. Sie wachsen im Allgemeinen in höheren Lagen als die Arten der Sektion Brugmansia, obgleich Brugmansia aurea überlappt. Die Sektion wird wegen der Wärmeempfindlichkeit der ersten beiden Arten informell als 'Kalte Gruppe' bezeichnet , die bei über 25°C mit Knospenabwurf reagieren. Hybriden mit Brugmansia arborea können weniger empfindlich sein.

  • Brugmansia arborea (L.) Sweet
    Brugmansia arborea (L.) Sweet Neben der in der gesamten Gattung einzigartigen Selbstfertilität steht diese Art auch für ihren einzigartigen und starken Duft, welcher einer Mischung zwischen Vanille und Mandarine ähnelt.
    Sie wächst in den trockenen, aber nicht trockensten Teilen der tropischen Anden, in den Höhenlagen von Nordchile, Bolivien und Peru bis Ekuador.
    Die Blüten, eher fortlaufend als in Schüben gebildet, sind weiß, nickend und trompetenförmig mit einem langen gespitzten Kelch. Die Blätter sind, für die Art charakteristisch, samtig behaart. Die Frucht ist fast kugelförmig und löst sich nach der Reife auf und legt die kantigen korkummantelten Samen frei.
    Die Art ist virus- und hitzetoleranter als die anderen Arten in dieser Gruppe und auch resistenter gegen Weichhautmilben.
    Es ist möglich, alle diese positiven Eigenschaften in farbenfrohen Hybriden mit den beiden anderen Arten in dieser Gruppe zu erhalten. Mit dem Namen Brugmansia oder Datura wurden in der Vergangenheit fast alle in Weiß blühenden Brugmansia bezeichnet und in vielen Fällen seines Gebrauchs in älterer Literatur wird nicht auf diese Art verwiesen.

  • Brugmansia sanguinea (Ruiz & Pavón) G. Don
    Brugmansia sanguinea (Ruiz & Pavón) G. Don Ist eine von Chile bis Kolumbien weit verbreitete Art. Die mehr oder weniger hängenden Blüten sind normalerweise in der Mitte gelb und zur Spitze rot, Brugmansia sanguinea (Ruiz & Pavón) G. Donaber manchmal auch ohne gelb oder nur gelb. Die Farbstärke ist unterschiedlich, auch orangefarbene Blüten sind bekannt. Die Blüte ist ohne Duft. Der grüne bis fast schwarze Kelch wirkt eher aufgeblasen. Rosafarbene Exemplare vermeintlich dieser Art sind vielleicht Hybriden mit Brugmansia vulcanicola. Die Kronen sind röhrenförmig und stark gerippt mit einem kleinen Kronensaum und eher kurzen Saumspitzen. Diese Art scheint der Bestäubung durch den schwertschnabeligen Kolibri (Ensifera ensifera) angepasst, dessen enorm langer Schnabel zur Länge der Kronröhre passt. Die Früchte sind rundlich, ledrig mit leicht samtiger Oberfläche. Brugmansia sanguinea ist leider sehr empfindlich gegen Viren und hohen Temperaturen, sie kann aber züchterisch mit Brugmansia arborea genutzt werden, um schöne Farbhybriden und leichter zu kultivierende Hybriden zu erhalten. Solche Hybriden heißen botanisch Brugmansia x rubella (syn. Brugmansia x flava.)

  • Brugmansia vulcanicola (A.S. Barclay) R.E. Schult
    Brugmansia vulcanicola (A.S. Barclay) R.E. Schult Einst nur für eine Unterart von Brugmansia sanguinea gehalten, ist es heute eine klar abgegrenzte Art. Es ist die seltenste und meist gefährdete Art von Brugmansia. Sie wächst in wenigen weit gestreuten Stellen im höheren Bergland vom südlichen Ekuador bis südlichen Brugmansia vulcanicola (A.S. Barclay) R.E. SchultKolumbien und eventuell weiter nördlich gegenüber Bogota. Die Blütenfarbe ist sehr variabel, von goldgelb bis zu blass- oder tiefrosa, bis golden im Kronröhrenschlund und violetter äußerer Krone. Der Kelch ist typisch eher umklammernd als aufgeblasen und ist in der Regel purpurfarben. Die Blüten sind horizontaler als bei Brugmansia sanguinea. Der Saum der Blütenkrone ist klein und die Saumspitzen sehr kurz. Diese Art ist ebenfalls virus- und hitzempfindlich. Die Früchte sind sehr hart mit einem ausgeprägten holzartigen Erscheinungsbild und knorriger Oberfläche. Wie bei Brugmansia sanguinea, fehlt den Samen die korkige Ornamentation. Sie kreuzt leicht mit Brugmansia sanguinea und es gibt viele Naturhybriden in Südamerika. Gartenbauliche Hybriden wurden auch mit Brugmansia arborea sowie zwischen allen drei Arten in dieser Gruppe erzeugt.

Text: Dr. Alistair Hay / Monika Gottschalk